Der Elektronikhändler Conrad hat mit dem RF100 einen günstigen 3D-Drucker für Einsteiger im Angebot. Wir haben getestet, wie sich das Gerät in der Praxis schlägt.
Auch wenn der RF100 schon zum Testzeitpunkt verhältnismäßig günstig war, der aktuelle Preis von unter 200 Euro ist wirklich verlockend. Zu diesem Preis gibt es üblicherweise nur 3D-Drucker aus China. Wer lieber auf ein Produkt aus dem deutschen Handel setzt, bekommt hier ein sehr faires Angebot.
Der RF100 kommt sauber verpackt und gut geschützt bei den Kunden an. Der massive Rahmen besteht aus Metall. Lediglich die Seitenverkleidungen sind aus hochglänzendem, schwarzen Kunststoff gefertigt. Die Verarbeitung ist für den Preis überraschend hochwertig. Sämtliche elektronische Komponenten sitzen im Inneren des Gehäuses. Die Leitungen, die zum Druckkopf führen, sind mit Kabelschutzschläuchen umhüllt. Das Geräts wiegt rund neun Kilogramm.
Der Aufbau des Druckers ist unkompliziert: Es sind zwei Kabelbinder zu entfernen, der Führungsschlauch für das Filament in eine Halterung zu schieben und der Filament-Halter auf der Rückseite anzuschrauben. Anschließend folgt die Kalibrierung des Druckbetts und das Einlegen des Filaments.
Der Druckkopf des RF100 hängt an der horizontalen X-Achse (Links- und Rechsbewegung). Diese ist auf beiden Seiten mit der Y-Achse verbunden (Bewegung von vorne nach hinten). Die Z-Achse zur Höhenverstellung fährt nicht der Druckkopf, sondern die bewegliche Druckplattform ab. Die Konstruktion ist verwindungsfest und sehr stabil.
Das Druckbett aus Glas ist nicht fest mit dem Drucker verbunden, sondern mit drei starken Dauermagneten an der Plattform der Z-Achse befestigt. Zur Kalibrierung der Druckunterlage stehen drei Rändelschrauben zur Verfügung.
An der Frontseite des Gehäuses ist ein mehrzeiliges Display und ein Dreh-Taster zur Steuerung angebracht. Der SD-Karten-Einschub sitzt auf der linken Gehäuseseite.
Zum Lieferumfang des Druckers gehören Strom- und USB-Kabel und eine 8 GByte große SD-Speicherkarte mit 3D-Modellen und der Slicing-Software Cura. Eine lange Pinzette hilft bei der Reinigung des Druckkopfs, mehrere Sechskantschlüssel sind für Wartungsarbeiten im Paket. Ein Spachtel zum Entfernen des Drucks vom Druckbett und ein kleiner Seitenschneider, zum Lösen der Transportsicherung, gehören ebenfalls zum Lieferumfang. Außerdem sind eine 250-Gramm-Rolle Polylactide-Filament (PLA) und mehrere Filament-Muster beigelegt. Wer möchte, kann also gleich mit Holz, Metall, TPU und Farbwechsel-PLA drucken.
Die beigelegt Software Cura für Windows und Mac ist, verglichen mit anderen Programmen, einfach zu bedienen. Trotzdem ist es ratsam, sich in die Software einzulesen.
Der RF100 arbeitet mit Filamenten beliebiger Hersteller. Da das Druckbett nicht beheizt ist, kann der Drucker trotzdem nicht jedes verfügbare Material verarbeiten. Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) oder Nylon haften beispielsweise erst ab einer gewissen Druckbett-Temperatur (Übersicht Standard-Filament , Übersicht exotische Filamente ). Der Druck von PLA oder dem beigelegten Holz- oder Metall-Filaments ist problemlos möglich.
Da das Verbrauchsmaterial nicht in den Druckkopf hineingeschoben, sondern von dort eingezogen wird, eignet sich der RF100 auch für das gummiartige Thermoplastisches Polyurethan (TPU). Ein absoluter Vorteil gegenüber anderen vergleichbaren Druckern.
Die kleinstmögliche Schichtdicke beträgt 0,1 Millimeter. Der Bauraum – also der Platz, der für den 3D-Druck zur Verfügung steht – misst 12 × 12 × 12 Zentimeter. Diese Abmessungen taugen nicht für große Ausdrucke. Für zahlreiche Anwendungen und den Einstieg ins Thema ist die Größe trotzdem ausreichend.
Zur Übertragung der Druckdaten nutzen wir im Test die beigelegte SD-Karte. Wer möchte, kann den Drucker aber auch direkt per USB mit dem Computer verbinden und die Drucke darüber starten. Eine kabellose Verbindung per WLAN oder Bluetooth steht nicht zur Verfügung.
Für Einstellungen am Drucker dient das integrierte Display und dem daneben angebrachten Drehtaster. Dieser arbeitet absolut exakt, anders als das Pendant vom Wanhao Duplicator i3 Mini. Das Auswählen der Menüpunkte gestaltet sich intuitiv und unproblematisch. Allerdings ist die Bedienung des Druckers trotzdem unnötig kompliziert: Im Vergleich zu anderen Druckern sind extrem viele Schritte notwendig, um beispielsweise das Filament zu laden oder das Druckbett zu kalibrieren. Hier gefällt uns die Umsetzung der Software beim Davinci Mini w+ (Testbericht) oder Duplicator i3 Mini (Testbericht) deutlich besser.
Zur Vorbereitung eines Drucks ist das Programm Cura im Lieferumfang, eine sogenannte Slicing-Software. Diese teilt digitale 3D-Objekte in einzelne Schichten auf und gibt an den RF100 weiter, mit welchem Tempo und mit welcher Temperatur er drucken soll. Cura ist zuverlässig und unkompliziert. Durch die weite Verbreitung der Freeware sind im Internet zahlreiche Tipps und Tricks zu finden.
Das Druckerprofil des RF100 ist in Cura bereits angelegt. Eigenes Konfigurieren des Bauraums, Filament-Durchmessers oder Geschwindigkeiten ist deshalb nicht notwendig. Alternative Programme, wie das kommerzielle Programm Simplify3D , funktioniert ebenfalls mit dem RF100.
Zum Erstellen von 3D-Objekten ist eine Slicing-Software allerdings nicht geeignet. Dazu benötigen Anwender ein zusätzliches Programm. Hier lohnt ein Blick auf die 3D-Software von Windows oder das weit komplexere Autodesk Fusion360 .
Die Muster-Modelle auf der beigelegten Speicherkarte funktionieren ohne Umwege über den Computer. Wer möchte, kann also direkt loslegen.
Zu Beginn bedarf es einiger Softwareeinstellungen, damit die Drucke ordentlich funktionieren. So scheiterten bei unserem Test die ersten Druckversuche mit dem RF100 aufgrund mangelnder Haftung am Druckbett. Das ist ein bekanntes Problem, welches wir auch mit dem Duplicator i3 Mini hatten: Nach mehreren gedruckten Schichten beginnt sich das Druckteil von der Unterlage zu lösen. Wer den Vorgang jetzt nicht abbricht, kann zusehen, wie der Druckkopf das Druckteil verschiebt und in der Luft weiter druckt.
Bei Zimmertemperaturen über 20 Grad Celsius sollte dieses Problem nicht auftreten. Zumindest dann nicht, wenn das Druckbett korrekt kalibriert ist und auch sonst alle Einstellungen in der Slicing-Software stimmen. Dennoch ist es ratsam, die erste Druckschicht mit verminderter Geschwindigkeit und ohne Bauteilkühlung zu drucken. Diese Maßnahmen verbessern die Haftung und sind reine Einstellungssache.
Falls es trotzdem zu Haftungsproblemen kommt, hilft das Einschmieren des Druckbetts mit einem handelsüblichen Klebstift. Dann klebt die erste Druckschicht und der Druck lässt sich ohne Haftungsprobleme abschließen. Sogar dann, wenn der Abstand zwischen Düse und Druckbett nicht perfekt stimmt.
Der RF100 druckt zwar ordentlich, allerdings sind im Test mehrere Versuche notwendig, bis das erste Objekt in passabler Qualität gelingt. Die notwendigen Korrekturen sind Temperatur- und Geschwindigkeitsanpassungen in den Einstellungen der Slicing-Software. Welche Kniffe für die verschiedenen Fehler im Druckbild nötig sind, erklären Anleitungen im Internet. Ein gutes Beispiel mit den häufigsten Druckfehlern und Lösungen findet sich hier .
Sind die korrekten Einstellungen endlich gefunden, klappen auch größere Drucke mit Stützstruktur und Überhängen. Die Druckergebnisse sind dann mit denen des Davinci Mini w+ und des Duplicator i3 Mini vergleichbar.
Wer auf der Suche nach einem günstigen Fertig-Drucker für Einsteiger ist, macht mit dem RF100 alles richtig. Zusätzlich zum günstigen Preis überzeugen vor allem die sehr gute Verarbeitung und die Tatsache, dass der Drucker sogar flexibles Filament verarbeiten kann.
Während bei den Modellen von Davinci Mini w+ und Duplicator i3 Mini keinerlei Nacharbeit in Sachen Software-Einstellungen nötig ist, funktioniert der Conrad-Drucker erst nach längerem Herumprobieren. Die Steuerung des Druckers per Wähl-Taster ist zwar nicht ideal, aber immerhin logisch und zielführend.
Die größten Einschränkungen des RF100 sind der begrenzte Bauraum und das unbeheizte Druckbett. Wer beispielsweise ABS oder PETG drucken will, muss sich einen Drucker mit beheiztem Druckbett zulegen. Wem Materialien wie PLA, Holz-Filament oder flexibles TPU ausreichen, der kann zuschlagen.
Wer mit dem RF100 arbeitet, muss sich trotz guter Hardware, unbedingt mit dem Thema Slicing-Software beschäftigen. Wer darauf keine Lust hat, ist mit dem deutlich günstigeren, Duplicator i3 Mini (Testbericht) besser beraten. Dieser kann ohne Modifikationen allerdings kein TPU drucken. Das gleiche gilt auch für den ab Werk sehr gut funktionierenden Davinci Mini w+ . Dieser ist allerdings etwas teurer als der RF100 und arbeitet nur mit Filament des Herstellers xyzprinting.
Wir danken Conrad Electronic für die Leihstellung des RF100 V2 .
- Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.